Sie waren unsere Nachbarn.
Wie war das eigentlich mit den Juden in unserer Gemeinde, in unserer Umgebung, in Wiesbaden? Wie konnte es dazu kommen, dass nach Zeiten eines guten Zusammenlebens am Ende die unvorstellbare
Katastrophe stand? Die Antwort beginnt mit einem Blick auf die jahrhundertealte Geschichte der Juden in Europa, in Deutschland und in unserer Region sowie auf die fast ebenso alte Geschichte
von Judenfeindschaft. Ein weiterer Blick zeigt, dass bereits seit dem 17. Jahrhundert Juden in Igstadt beheimatet waren, deren Spur bis ins 20. Jahrhundert verfolgt wird. In dreizehn
familiengeschichtlichen Porträts werden jüdische Lebenswege im 20. Jahrhundert vorgestellt. Unterstützt von zeitgeschichtlichen Dokumenten werden Zusammenhänge, insbesondere während der NS-Zeit,
erkennbar, wodurch Igstadter Schicksale stellvertretend stehen für viele andere jüdische Lebenswege. Die Zeit zwischen 1933 und 1945 wird im Spiegel von Presseberichten aus unserer Region
zumindest im Ansatz recherchiert. In dem Textbuch zur szenischen Lesung des Igstadter Scheunentheaters „Davon haben wir nichts gewusst“ sind ausgewählte Biografien mit der
existenzvernichtenden NS-Gesetzgebung verknüpft. Emotional berührend wird deutlich, warum jüdische Familien nicht mehr länger unsere Nachbarn sein konnten. Der Heimat- und Geschichtsverein
Igstadt möchte mit diesem Buch eine bisher weitgehend noch im Dunkeln liegende Phase der Dorfgeschichte erhellen und zum Nachdenken anregen. Die Schicksale und Ereignisse von damals sind
für uns heute eine unübersehbare Aufforderung zu einem sensiblen Umgang miteinander und zum Respekt vor der unveräußerlichen Würde jedes einzelnen Menschen. Zugleich sind sie ein Appell zu mehr
Toleranz gegenüber religiöser und kultureller Vielfalt in unserer Gesellschaft, damit sich Schicksale wie die der Igstadter jüdischen Familien niemals wiederholen.
MICHAEL WEIDENFELLER, Heimat- und Geschichtsverein Igstadt
Vorwort |Seite 5
GERRIT VOGES, Heimat- und Geschichtsverein Igstadt
Vorwort |Seite 6
JUDITH LEVI, Enkelin von Josef und Paula Schapiro
Grußwort englisch/deutsch |Seite 7
WOLF-RÜDIGER SCHMIDT
Ein langer Weg ... durch Europa, nach Wiesbaden, nach Igstadt ...
und ein brutal erzwungener Abschied |Seite 9
GERHARD BUCK
Die jüdischen Familien im 17. und 18. Jahrhundert |Seite 25
Das 19. Jahrhundert
1: Die alte Familie Löwensberg – meistens alleine in Igstadt |Seite 28
2: Vorübergehend in Igstadt wohnhaft |Seite 30
Das religiöse Leben |Seite 31
INGRID DAHL
Die jüdischen Familien im 20. Jahrhundert |Seite 33
Familie Münz |Seite 34
Familie Schapiro |Seite 39
Familie Löwensberg-Stern-Mainzer |Seite 46
Sophie Löwensberg |Seite 51
Max und Hermine Löwensberg |Seite 55
Julie Löwensberg |Seite 62
Julius Löwensberg |Seite 65
Hugo, Bella, Rosa und Martha Löwensberg |Seite 72
Arthur Löwensberg |Seite 81
Hellmuth und Else Löwensberg |Seite 83
Karl und Hedwig Löwensberg |Seite 89
Ernst Lothar Löwensberg |Seite 96
Herbert Schiffer |Seite 99
WOLFGANG SCHREIBER
Igstadt – Perle des Ländchens |Seite 103
IGSTADTER SCHEUNENTHEATER
„Davon haben wir nichts gewusst.“ Spielfassung der Szenischen Lesung |Seite 113
Erhältlich über den Heimat- und Geschichtsverein oder den Buchhandel.
Thorsten Reiß Verlag, Wiesbaden 2014,
ISBN 978-3-928085-66-3; 132 Seiten; Softcover