Die Inschrift an der äußeren Friedhofsmauer gibt Aufschluss: Der Friedhof an der Medenbacher Straße, vormals Taunusstraße, wurde im Jahre 1857 angelegt. Igstadt gehörte zum Amt Hochheim, auch das ist in den roten Sandstein gemeißelt.
Die Grundsteinlegung für den Friedhof war am 12. September 1857. Am 13. Juni 1858 erfolgte die festliche Einsegnung durch Pfarrer Otto und am 26. Oktober 1858 die erste Grablegung. Zuvor befand sich der ‚Todtenhof‘ der Gemeinde, die damals ca. 580 Einwohner zählte, auf dem Gelände um die Evangelischen Kirche in der Altmünsterstraße.
Hauptlehrer August Schneider berichtet in der Schulchronik: „Bürgermeister Essig ist am 18. August 1922 während der Arbeit auf dem Felde plötzlich von einem Gehirnschlag befallen worden und war sofort tot. Die Todesursache war ein schwerer Kopfschuß, den er im Krieg erlitten hat. Die Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung und Ehrung der Gefallenen fand am 16. November 1922 statt.“
Das Denkmal wurde vor dem Eingang des Friedhofs an der Taunusstraße, heute Medenbacher Straße, errichtet. Die beiden Namenstafeln mit den Sterbedaten erinnern an 38 Opfer, darunter auch an Theodor Essig, der im Alter von 44 Jahren verstarb.
HELDEN
VON EUCH WIRD DER STEIN REDEN
ENKEL
EHRET DIE TREUEN TOTEN
An der Friedhofsmauer am Eingang des Igstadter Friedhofs erinnern vier Tafeln mit 88 Namen an die Verluste des Zweiten Weltkrieges. Ende 1953, noch in einer Zeit der vielfachen Ungewissheit, beschäftigte sich der Ortsbeirat mit der Zusammenstellung der Namen. Im Juli 1955 stand in einer nicht-öffentlichen Sitzung mit Teilnahme von zwei Vertretern des V.d.K. die Benennung der Gefallenen auf der Tagesordnung. Die Namenslisten wurden für den Zeitraum von sechs Wochen am Rathaus ausgehängt, „(…) um der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, gegen eventuelle Unrichtigkeiten Einspruch einzulegen. Man war sich darüber einig, die Gefallenen und die Vermißten getrennt aufzuführen, die für tot erklärten Vermißten sollen ebenfalls unter „Vermißte“ benannt werden.“ Bis zum Volkstrauertag 1955 sollten die Gedenktafeln angebracht sein. Sehr bemerkenswert ist, dass die Tafeln nicht nur die Namen von Igstadter Opfern enthalten, sondern auch vierzehn Namen von Angehörigen von Vertriebenenfamilien, die erst ab 1946 nach Igstadt gekommen sind. Ihre Angehörigen haben nie in Igstadt gelebt. Der Wunsch der Familien, Vermisste und Gefallene getrennt aufzuführen, ist sicherlich in der Hoffnung begründet, dass das ein oder andere Vermisstenschicksal noch ein gutes Ende finden würde. Man wollte den Namen des Angehörigen nicht bei den Gefallenen sehen. Der Entscheidung, Gedenktafeln an der Friedhofsmauer anzubringen, ging eine Diskussion um symbolische Gräber, wie in einigen Orten realisiert, voraus. Zumächst wurde diese Form des Gedenkens von dem Ortsbeirat bevorzugt, der hierfür auch die Erweiterung des Friedhofs in Richtung Straße vorsah. Das Friedhofsamt beschied jedoch abschlägig. Die vier Tafeln bilden heute mit dem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges einen Gedenkort, an dem jährlich am Volkstrauertag der Kriegstoten und der Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht wird. Der Gedenkort ist ein Mahnmal des Friedens.
Erläuterung: Auf den beiden linken Tafeln sind die Gefallenen aufgeführt, auf der ersten rechten Tafel ebenfalls die gefallenen Soldaten bis einschließlich bis Karl Wink. Ab Hans Altenhofen bis Adolf Zimmer sind auf den beiden rechten Tafeln die Namen der 37 vermissten Soldaten aufgeführt. Sie alle kamen zu Tode. Für August Zimmer kam erst 1962 über das "Rote Kreuz der Deutschen Demokratischen Republik" die Nachricht an die Angehörigen, dass er im Dezember 1945 in Russischer Gefangenschaft verstorben sei. Noch 1955 verliefendie Suchanfragen bei den Behörden ergebnislos.
Die Informationen zu den vier Gedenktafeln sind nachzulesen in der Dokumentation des HGV "Als der Krieg zu Ende war. Igstadt nach 1945 - Chancen und Schwierigkeiten eines Neubeginns". Wiesbaden 2017, Seite 60 f.